Gut Müllerhof zur Motte

GUT MÜLLERHOF ZUR MOTTE

Eine Entstehungsgeschichte

Mit dem Müllerhof in seiner heutigen Form ist ein Gebäudekomplex entstanden welcher eine besondere
Betrachtung verdient. Um nachzuvollziehen wie und warum der Müllerhof in seiner heutigen Form
entstand richten wir zunächst den Blick auf seinen Erbauer, Herrn Otto Kunze aus Düsseldorf.

ein bescheidener Handwerksmeister und Unternehmer

Otto Kunze

Otto Kunze, Jahrgang 1929, ist in Schlesien geboren und wuchs als eines von drei Kindern in einer bäuerlich geprägt Großfamilie auf. Die Arbeit in der Landwirtschaft prägte bis zum 2. Weltkrieg sein Leben. 1951 kam er bedingt durch die Nachkriegswirren nach Düsseldorf, von dem ihm sein Vater immer erzählte, und begann quasi mittellos eine Schreinerlehre, die er 1959 mit der Meisterprüfung abschloss. Gleich danach gründete er seine Schreinerei, die dann auf der Birkenstraße ihr Domizil hatte. Die Schreinerei war ob Ihrer Qualität in Düsseldorf groß und bekannt geworden. Die handwerkliche Kunstfertigkeit, immer mit Blick auf  traditionelle Fertigungsmethoden verschaffte seinem Unternehmen ein einzigartiges Alleinstellungsmerkmal.

Neben europaweiten Großaufträgen für Messebau hatte Otto Kunze immer den Blick auf besonders anspruchsvolle kunsthandwerkliche Arbeiten. In den traditionellen Düsseldorfer Brauereien wie Schumacher und Urige sieht man ebenso seine Handschrift wie in der Düsseldorfer Max Kirche in der Altstadt: Hier wurden Glockenturm, Treppengeländer, Kircheneingangstüren und Sakristei Türen restauriert. Otto Kunze war Zeit seines Lebens ein äußerst bescheidener Mann. Sein Dienstfahrzeug war das Fahrrad, sein Markenzeichen sein Hut. Der Tag begann (wie in der Landwirtschaft üblich) morgens um 4 Uhr und endete abends gegen 21 Uhr, eine Schaffenskraft die er bis ins hohe Alter beibehielt.

Der Plan

1987 entschied Otto Kunze sich seiner alten Leidenschaft zu widmen: Der  Landwirtschaft. Dort kam er her und dort wollte er wieder hin. Er erwarb den Müllerhof in Leichlingen. Zum Zeitpunkt des Kaufes ein bedauernswert heruntergewirtschaftetes Hofgebäude, bestehend aus einem Wohnhaus und klapprigen Viehställen. Nach ersten Planungsprozessen brannte der Hof 1985 fast vollständig ab, so dass er sich für eine komplette Neuplanung entschied. Der Plan war, ein landwirtschaftliches Gebäudeensemble in traditionaler Bauweise zu errichten. Seine Idee von der Landwirtschaft basierte auf seiner Jugendzeit in Schlesien, also so wie die Landwirtschaft Anfang des letzten Jahrhunderts üblicherweise gemacht wurde:

Mit der Natur und den Tieren zu wirtschaften. Statt Traktoren sollten Pferde zum Einsatz kommen, mit denen die Felder gepflügt und bestellt werden. Da ihm die Mühsal der zu verrichteten Arbeiten durch den elterlichen Hof sehr präsent waren, hatte er eine Vielzahl (man würde heute sagen) Prozessoptimierungen in das Gebäude geplant, um am Ende des Tages mit traditionell betriebener Landwirtschaft effektiv und im Sinne einer Kreislaufwirtschaft vernünftige Erträge zu erzielen. In der Planung des nun im Rohbau fertig gestellten Gebäudeensembles sind all diese Ideen, die Otto Kunze für seine Prozessoptimierung entwickelt hatte, verwirklicht. Die Familie (Otto Kunze hat vier Töchter) sollte mit Anhang auf dem Hof ihr Domizil finden, so war der Plan.

Architekturbüro Clemens Kudla

Der Planer

Die Planung und damit der Herstellprozess der Hofanlage ersteckte sich nahezu über 27 Jahre. Der
Architekt dieser Anlage ist Herr Clemens Kudla, Jahrgang 1955, aus Düsseldorf. Herr Kudla übernahm das
Architekturbüro von Architekt Schneider 1998 und damit auch den Auftrag für den Müllerhof von Otto
Kunze. Es ist ein bemerkenswerter Zufall, das der Baumeister (Otto Kunze) und der Architekt (Clemens
Kudla) an dieser Stelle für diese Aufgabe zusammen kamen. Es gibt und gab in dieser Zeit kaum
Architekten, die das Spiel von Proportionen, Form und Details so außergewöhnlich perfekt zusammen
brachten wie diese beiden. Wieviel 1000 Stunden für Abstimmung und Umplanung zwischen Baumeister
und Architekt zusammen gekommen sind kann heute keiner mehr ermitteln. Man kann allerdings das
Ergebnis bewundern, der Müllerhof ist ein traditionelles Meisterstück einer Gutshofanlage in Form und
Funktion geworden.

PERFEKT IN FORM UND FUNKTION

Das Bauwerk

Dass das Bauwerk perfekt in Form und Funktion, in Proportion und Anmutung geplant war reicht Otto Kunze nicht. Für ihn als Handwerksmeister war die perfekte Ausführung in jedem Detail genauso wichtig wie das große Ganze. Exemplarisch möchten wir hier nur ein Detail heraus arbeiten, an dem man den immensen Aufwand erkennt, der betrieben wurde:

Im Hauptgebäude, das streng klassizistisch geplant wurde, befinden sich eine Vielzahl von Verzierungen und Ornamenten sowie Säulen mit Kapitellen, Giebeleinfassungen und vieles andere mehr. Die Vorgehensweise und Herstellung dieser Verzierungen stellten sich wie folgt dar: Clemens Kudla entwarf individuell für diese Gebäude z.B. die Stuckapplikationen und zeichnete diese in einem Plan 1:1 für die Handwerker.

Otto Kunze mit seinen Mitarbeitern fertigte auf Grundlage dieser 1:1 Zeichnungen diese von Hand an. Von diesem Holzmodell wurde dann eine Silikon-Negativform gegossen. Diese Negativform wurde dann mit besonderem Stucko Beton Material ausgegossen, anschließend gereinigt und fein bearbeitet und an das Gebäude angebracht. Jedes so erzeugte Stuckdetail konnte so auf Perfektion und Passform geprüft werden. Nicht zu erwähnen wieviel Ausschuss zwangsläufig dabei entstand. Dieser Aufwand und die Art der Herstellung von solchen Elementen waren im 17. Jahrhundert üblich. Wir haben zum besseren Verständnis die Zeichnungen und Fotos der Prozesswerkzeuge beigefügt die heute noch am Hof existieren.

Dieser Aufwand ist am Gebäude allerorten zu sehen. Da die Hofgebäude in über 20 Jahren Handarbeit entstanden sind sollten sich Verfallserscheinungen einstellen wie das bei einem ungeschützten Rohbau in der Regel der Fall ist. Ein Blick auf die Bilder aus der heutigen Zeit zeigen, dass trotz halbfertiger Arbeit über die Jahrzehnte hier insbesondere am Haupthaus keinerlei Verschleißerscheinungen zu sehen sind.

Das ist das Ergebnis von Qualität.

Dass das Bauwerk perfekt in Form und Funktion, in Proportion und Anmutung geplant war reicht Otto Kunze nicht. Für ihn als Handwerksmeister war die perfekte Ausführung in jedem Detail genauso wichtig wie das große Ganze. Exemplarisch möchten wir hier nur ein Detail heraus arbeiten, an dem man den immensen Aufwand erkennt, der betrieben wurde:

Im Hauptgebäude, das streng klassizistisch geplant wurde, befinden sich eine Vielzahl von Verzierungen und Ornamenten sowie Säulen mit Kapitellen, Giebeleinfassungen und vieles andere mehr. Die Vorgehensweise und Herstellung dieser Verzierungen stellten sich wie folgt dar: Clemens Kudla entwarf individuell für diese Gebäude z.B. die Stuckapplikationen und zeichnete diese in einem Plan 1:1 für die Handwerker. Otto Kunze mit seinen Mitarbeitern fertigte auf Grundlage dieser 1:1 Zeichnungen diese von Hand an. Von diesem Holzmodell wurde dann eine Silikon-Negativform gegossen. Diese Negativform wurde dann mit besonderem Stucko Beton Material ausgegossen, anschließend gereinigt und fein bearbeitet und an das Gebäude angebracht. Jedes so erzeugte Stuckdetail konnte so auf Perfektion und Passform geprüft werden. Nicht zu erwähnen wieviel Ausschuss zwangsläufig dabei entstand.

Die passion

Vom Entwurf – über das Modell in Handwerkskunst zum Stuck-Detail

Die Hofgebäude sind in über 20 Jahren Handarbeit entstanden. Dieser Aufwand und die Art der Herstellung von solchen Elementen waren im 17. Jahrhundert üblich.

Das Modell

Das Unikat

 

Dieser Aufwand ist am Gebäude allerorten zu sehen. Da die Hofgebäude in über 20 Jahren Handarbeit entstanden sind sollten sich Verfallserscheinungen einstellen wie das bei einem ungeschützten Rohbau in der Regel der Fall ist. Ein Blick auf die Bilder aus der heutigen Zeit zeigen, dass trotz halbfertiger Arbeit über die Jahrzehnte hier insbesondere am Haupthaus keinerlei Verschleißerscheinungen zu sehen sind.

Das ist das Ergebnis von Qualität.

Stuckdetail Gut Müllerhof

Holz-Modelle und Form

FAZIT

Seit der Idee des Müllerhofes sind über 30 Jahre ins Land gegangen. In dieser Zeit hat sich die Landwirtschaft signifikant geändert: Ertragsdruck und Preiskampf machen die Landwirtschaft in der Form wie sie Otto Kunze betreiben wollte, wirtschaftlich unmöglich. Auch die Jahre sind an Otto Kunze nicht spurlos vorbeigegangen, er verstarb mit 89 Jahren im Jahr 2019. Im kommenden Jahr feiert er seinen 90 Geburtstag. Die Lebensentwürfe seiner Töchter haben sich anders entwickelt. Clemens Kudla hat sein Büro geschlossen. Der Müllerhof ist jedoch ohne Innenausbau und Fensteranlagen fertiggestellt und soll jetzt mit unserer Hilfe einer neuen Nutzung zugeführt werden. Dieses ermöglicht das nötige Investitionsvolumen aufzubringen um den Hof fertig zu stellen. Damit soll eine Nutzung in die Gebäude kommen und die Geschichte fort geschrieben werden, die auf dem Arial Müllerhof im Jahr 1307 begann..